Podiumsdiskussion zum Weltfrauentag 2017
Am 2. März 2017 nahmen etwa 160 Gäste an einer Podiumsdiskussion in der Bucerius Law School teil.
Die Diskussion des hochrangig besetzten Podiums war einerseits geprägt von persönlichen Erfahrungen der Diskutantinnen, andererseits von unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik. Am Ende des Abends konnten wir uns über eine Spendensammlung in Höhe von etwa € 800,- für unser Förderprojekt "Dolle Deerns" freuen. Wir danken allen Organisatorinnen ganz herzlich!
Es war ein besonderer Abend mit einer gut gewählten Mischung bei den Podiumsgästen, die durch die geschickte Moderation von Sabine Rückert (stellv. Chefredaktreurin Die Zeit) von sehr persönlichen Erfahrungen berichteten, verschiedene Sichtweisen darstellten und in einem kooperativen Stil diskutierten. Da war Prof. Dr. Andrea D. Bührmann.
Die Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung, Georg-August-Universität Göttingen, lieferte die entscheidenen Zahlen aus aktuellen Forschungen: von 21% Pay Gap bis zu 59% Pension Gap bis zu 72% Vermögen, das bei den Männern liegt.
Frau Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin in der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg, berichtete über ihre ganz persönlichen Erfahrungen als Frau in der Politik. Bei der Frage, welche Auswirkung die Wahl in den USA auf das Frauenbild und die Rolle der Frau Deutschland habe, sah sie auch etwas Positives. Sie nannte es eine „Ruck Bewegung“, die wir alle jetzt nutzen sollten. Frauen müssen wachsam sein und sich aktiv einsetzen. Und Frau Bührmann ergänzte an anderer Stelle dazu: „Ich sage nicht, Frauen wären klüger als Männer. Sie sind genauso klug. Nur bei der Frage, wer mir meine Freiheitsrechte wegnimmt, bin ich immer dagegen.“
Stefanie Lohaus merkt spürbar diesen Ruck bei den Absatzzahlen ihres Missy Magazines: 20% mehr Anzeigen für die kommende Ausgabe vom 20.3.2017 und eine signifikant gestiegene Anzahl von Abonnenten. Aus dieser Sicht dürfe „Trump sich gerne noch ein Jahr im Amt halten.“ „Das hätte ich nicht gedacht“, war die einhellige Meinung der Zuhörer*innen, die sich aus Studentinnen der Bucerius Law School, Zonta Freundinnen und am Thema Interessierten zusammensetzen. Doch es wurde nicht nur politisch diskutiert. Auch die verschiedenen Modelle der Rolle „Frau“ durch persönliche Erfahrungen vorgestellt. Frau Fegebank erzählte, dass sie sich bewusst für einen „kooperativen Führungsstil“ entschiedenen hätte. „Einsammeln, statt ‚top-down‘„ und „Authentizität“ wären ihr Stil. Netzwerke wären zudem das A und O. Das unterstützte auch Frau Martina Palte, Mitglied des Vorstands der comdirect bank Aktiengesellschaft. Als Frau in einer Führungsposition brauchen Frauen wie Männer, Personen im Unternehmen, auf die man sich verlassen könne. Zudem stelle sie fest, dass immer mehr Frauen schon nach einem halben oder einem Jahr wieder in die Firma zurückkehren würden. Doch auf Vorstandsebene wäre die Anzahl der Frauen eher gering, vor allem wenn man nach Frauen schaue, die auch Mutter wären und eine gute Beziehung führten. Den jungen Studentinnen im Saal gab sie mit auf den Weg, dass sie nicht an die Illusion glaube, man könne alles unter einen Hut kriegen: Führungsposition, Familie, Sport, Kultur, Auszeit. In einer Top-Führungsposition zu sein, bezahle man mit einem hohen Preis. Das ginge Männern und Frauen genauso. Frau Stefanie Lohaus wünscht sich „Leben & Arbeit“ zu kombinieren und kämpft für die entsprechenden Möglichkeiten in der Gesellschaft. Dazu und zu vielen anderen Themen sprachen wir alle bei Wein und Brezeln im Nachgang zu der Diskussion. Vielen Dank an Britta und Sabine, die das ermöglichten. Ich persönlich hoffe auf viele weitere solcher Diskussionsrunden in Kooperation mit der Bucerius Law School.
Constanze Haase